Bücher

Druckbuch gegen Digitalisat. Eine Podiumsdiskussion im Literaturhaus Berlin

Das Erscheinen von Detlef Bluhms „Von Autoren, Büchern und Piraten“ war Anlass für eine Podiumsdiskussion im Literaturhaus Berlin. Über die Zukunft des Buches im Zeitalter der Digitalisierung diskutierten der Autor selbst, die Autorin Felicitas Hoppe, der Kulturwissenschaftler Thomas Macho (HU Berlin) und Marlies Hebler (textunes). Dabei waren sich die Diskutierenden einig: Die derzeitige Medienrevolution wird das gute, alte Papierbuch nicht gänzlich verschwinden lassen, sondern eröffnet Lesern und Autoren neue Möglichkeiten. Felicitas Hoppe sieht keinen trennenden Graben zwischen Gutenberg-Universum und digitaler Welt, sondern vielmehr zwischen Verlagen und Autoren. Von ihrem Verlag fühlt sie sich im Stich gelassen, was Informationen über die aktuellen Entwicklungen und Diskussionen wie die über den Heidelberger Appell angeht. (Mehr zu Hoppes Kritik an den Verlagen auf bewegliche lettern.) Auch Thomas Macho befürchtet keine Verdrängung des herkömmlichen Buches durch das „Digitalisat“, da ältere und neue Medien durchaus koexistieren können, statt in einem ausschließenden Konkurrenzverhältnis zueinander zu stehen. Als Beispiel nannte Macho das handschriftliche Verfassen von Texten, das vor der Erfindung des Buchdrucks wenigen Gelehrten vorbehalten war, danach jedoch zunehmend Verbreitung in allen Bevölkerungsschichten fand und bis heute in Form von (privaten) Notizbüchern und Ähnlichem überlebt hat. Detlef Bluhm malt ebenfalls nicht den Untergang der Buchkultur an die Wand. Zwar werde einiges, was wir im Zusammenhang mit der Gutenberg'schen Buchkultur zu schätzen wissen, verschwinden, doch eröffneten die neuen Techniken auch neue Möglichkeiten. Hierin bestätigte er Marlies Hebler, für die die Digitalisierung eine Erweiterung des bisherigen Buches darstellt, indem beispielsweise Videos oder Podcasts in digitale Texte eingebunden werden können. Zu den von Hebler konstatierten neuen, fragmentarisierten Formen des Lesens sieht Bluhm Gegentendenzen, die sich im Erscheinen „dicker Wälzer“ (etwa von Dan Brown oder Frank Schätzing) äußerten und das herkömmliche Bücherlesen wiederum stärkten. Schade, dass kein Vertreter eines Verlages mit auf dem Podium saß – dies hätte die Diskussion vielleicht etwas aufheizen können. Sind es doch die Verlage, die sich mit der Medienrevolution mitunter schwertun, da ihnen beispielsweise durch kostenlosen Content im Internet die Pfründe verloren zu gehen drohen.