Typografie

Ikea – Krieg der Schriften

Vor ein paar Tagen steckte wieder bundesweit der neue Ikea-Katalog im Briefkasten. BILLY,  IVAR und MALM sind alte Bekannte, ein Neuzugang heißt: VERDANA. Die angeblich besser lesbare Schrift hat die hauseigene Version der Futura abgelöst – Online- und Printkatalog wurden im Schriftbild angeglichen. Wie sueddeutsche.de berichtet, hat der Schriftwechsel unter Typografen einen Sturm der Empörung ausgelöst. Im Internet kursieren bereits Boykottaufrufe und eine Petition gegen Ikea. Schließlich ist die 1927 entworfene Futura durch das Bauhaus inspiriert, während die Verdana als gut lesbare Bildschirmschrift für Microsoft entwickelt wurde. Die Bildschirmtauglichkeit hat sich also gegen die Ästhetik durchgesetzt – Gerhard Matzig sieht aber darin noch nicht den Untergang des schriftlichen Abendlandes:
Die Entscheidung gegen die Futura ist schlicht dem Online-Zeitgeist geschuldet. Man muss das auf Papier nicht bejubeln. Aber soll man es fürchten? … Lesbarkeit ist kein Tabubruch. Übrigens: Es geht um einen Katalog.

Lesetipp: "Die gefühlte Lesbarkeit"

Was macht eine Schrift "gut lesbar"? Auf dem Papier sind es die Serifen, während sich auf dem Monitor serifenlose Schrift besser macht, so die gängige Lehrmeinung. Martin Liebig leitete Ende 2008/Anfang 2009 an der Fachhochschule Gelsenkirchen ein Online-Experiment mit über 3000 Teilnehmern, in dem 12 Schriften auf ihre Lesbarkeit getestet wurden. Dabei zeigte sich,
dass Vorhandensein oder die Abwesenheit von Serifen für die objektive Lesegeschwindigkeit keine Rolle spielt. Mehr noch: Aus Lesbarkeits-Sicht unterscheiden sich zumindest die 12 getesteten Schriftarten so gut wie gar nicht.
Mehr dazu hier. (Via Federwerk)