Deutsche Sprache

Tankstellenorthografie: Et-Zeichen & Co.

 

Nein, wir meckern hier nicht etwa über fehlende Bindestriche und Leerschritte oder überflüssige Punkte nach frei stehenden Zeilen … Wir nehmen dieses hübsche Öl-Schokocroissant-Latte-Tankstellen-Ensemble zum Anlass, uns über die Verwendung des Et-Zeichens auszulassen – also den hübschen Schnörkel, der hier gleich dreimal auftaucht. Woher es stammt und wann es angebracht ist, erklärt der Duden so:

Das Zeichen & ist eine verschnörkelte Schreibung des lateinischen Wortes et, die schon in mittelalterlichen Handschriften belegt ist. Es bedeutet und, darf aber nur bei Firmenbezeichnungen angewendet werden: Voß & Co., Mayer & Neumann. © Duden. Richtiges und gutes Deutsch, 6. Auflage, Mannheim 2007

Das Et-Zeichen ist also ausschließlich Firmennamen vorbehalten – in der Werbesprache wird es dennoch auch in anderen Zusammenhängen gerne und sehr häufig eingesetzt. Ist halt ein hübscher Schnörkel und soll wohl irgendwie professioneller wirken als das langweilige, gewöhnliche „und“ …

„Hartzen“ ist Jugendwort des Jahres 2009

Der Langenscheidt Verlag hat zum zweiten Mal in Kooperation mit der Jugendzeitschrift SPIESSER und der Online-Community MySpace das Jugendwort des Jahres wählen lassen: Der Sieger heißt „hartzen“, was für „arbeitslos sein“ und „rumhängen“ steht. Bei der Wahl haben 45.000 Interessierte auf der Internetseite www.jugendwort.de Vorschläge eingereicht und abgestimmt. Aus den 15 bestplatzierten Wörtern wählte eine Jury dann die Top 5 aus: 1. hartzen 2. bam („cool“ oder „endgeil“) 3. Bankster (Bankangestellter, der in der Finanzkrise spekulative Geschäfte macht) 4. Rudelgucken („Public-Viewing“) 5. Pisaopfer (Schulabgänger mit fehlender Allgemeinbildung) Und so begründet die Jury ihre Entscheidung:
Der Begriff „hartzen“ setzt sich mit einem politischen und gesellschaftlichen Sachverhalt auseinander, der inzwischen auch in der Lebenswelt der Jugendlichen angekommen ist. Hier zeigt sich, wie sehr sich Jugendliche mit dem Thema Arbeitslosigkeit konfrontiert sehen beziehungsweise auseinandersetzen. Die sprachliche Kreation des Verbs „hartzen“ aus „Hartz IV“ impliziert durch die negative Grundbesetzung des ursprünglichen Ausdrucks per se Kritik.

Rechtschreibtipp: Zeichensetzung in Aufzählungen

Probleme bereitet häufig die Zeichensetzung in tabellenartigen Aufzählungen. Setzt man am Ende der Zeilen Punkte, Kommata oder Semikolons? Zeilenweise abgesetzte Aufzählungen erfordern keine Satzzeichen. Das gilt für Aufzählungen wie diese:

– Batterietechnologien
– Elektrische Antriebe
– Softwaregestütztes Energiemanagement

Ebenso gilt es für Aufzählungen vollständiger Sätze:

Über die Zukunft sind nur zwei Dinge bekannt:
– Die Zukunft lässt sich nicht vorhersagen
– Die Zukunft wird anders sein als alles, was wir heute kennen

Man kann jedoch nach den einzelnen Zeilen ein Semikolon setzen, was meistens getan wird, wenn die aufgezählten Glieder länger oder Nebensätze sind. Hinter der letzten Zeile steht in diesem Fall ein Punkt:

Wenn Sie Ihr Absatzpotential voll ausschöpfen möchten, sollten Sie darauf achten:
– eine saubere, vertikale Blockbildung nach Warengruppen und innerhalb der Warengruppen nach Marken einzuhalten;
– eine Platzierung von Produkten – wie Neuheiten oder Saisonsorten – außerhalb der Kategorien, zu denen sie gehören, zu vermeiden;
– verkaufsschwache Artikel auf den oberen Böden zu platzieren.

20 Jahre Sprachmauerfall

Bekanntlich trennte Ost- und Westdeutschland nicht nur viele Jahre lang ein antifaschistischer Schutzwall, sondern auch eine sprachliche Mauer. Wie viel ist davon noch übrig bzw. wie gut verstehen sich Ost- und Westdeutsche 20 Jahre nach dem 9. November 1989? Viele DDR-Begriffe sind definitiv verschwunden, zum Beispiel die „raufutterverzehrende Großvieheinheit“ (Kuh), die „geflügelte Jahresendzeitfigur“ (Engel) oder das „Winkelement“ (Fähnchen). Wie gebräuchlich diese Ausdrücke im DDR-Alltag tatsächlich waren oder ob sie eher in den Bereich der Legenden gehören, vermag ich als Westdeutsche allerdings schwer zu beurteilen. Begriffe wie „urst“ oder „Kaufhalle“, die ich in meiner Anfangszeit in Ostberlin vor 15 Jahren noch häufiger hörte, scheinen mittlerweile durch die westdeutschen Pendants „total“ oder „voll“ bzw. „Supermarkt“ fast vollkommen verdrängt worden zu sein. Immerhin können sich im gastronomischen Bereich einige DDR-Ausdrücke behaupten: Zwar hatte die ostdeutsche „Grilletta“ keine Chance gegen den West-Hamburger, doch halten sich der „Broiler“ (Brathähnchen) und die „Ketwurst“ (Hotdog) zumindest in Ostberlin noch tapfer auf den Speisekarten mancher Imbisse. Auch die „Sättigungsbeilage“, ursprünglich in der DDR eine „Sammelbezeichnung für die in Gaststätten zu Fleischgerichten gereichten Kartoffeln, Reis, Nudeln, wenn bei Druck der Speisekarte nicht absehbar war, was zur Verfügung stehen würde“ (Birgit Wolf, Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch, 2000, Artikel Sättigungsbeilage), hat in der Gastronomie überlebt. Ebenso finden sich in der Immobilienbranche noch einige DDR-Relikte, die mittlerweile auch überall in Westdeutschland verständlich sein dürften: die „Datsche“ und die „Zweiraumwohnung“. Tatsächlich gesamtdeutsch geworden sind Redewendungen wie das stilistisch etwas bedenkliche „Fakt ist“ (das aber auch ein Anglizismus sein könnte) oder die Uhrzeitangabe „viertel drei“ (Viertel nach zwei – ist mir allerdings auch aus Süddeutschland bekannt). Von den westdeutschen Siegern sollen an dieser Stelle nur das „Tempo“ (im Osten „Zellstofftaschentuch“) oder „surfen“ (statt „brettsegeln“) genannt sein. Hier haben im Sprachwettkampf Ost–West vielleicht einfach nur die weniger umständlichen Ausdrücke das Rennen gemacht. Wie würde das auch klingen – „im Internet brettsegeln“? (Eine Liste mit verschwundenen DDR-Ausdrücken gibt's übrigens hier. Auch im Lexikon der bedrohten Wörter finden sich vom Aussterben bedrohte Ostwörter.)

Text-Analyse-Tool prüft Lesbarkeit von Texten

Und noch ein schönes neues Tool vom Schreiblabor (über den Füllwörtertest hatten wir ja schon berichtet): ein Text-Analyse-Tool, das Texte auf ihre Lesbarkeit hin prüft. Die Bewertung der Lesbarkeit richtet sich nach dem Lesbarkeitsindex Flesch und einer Skala, die von „anspruchslos“ (Comic, Werbetext) bis zu „sehr schwierig“ (Doktorarbeiten) reicht. Dabei werden unter anderem Aspekte wie die Länge der Wörter und Sätze oder das Vorkommen von Füllwörtern und Phrasen berücksichtigt. Wir haben mal die Probe mit einigen Auszügen aus Kafka-Texten gemacht. Nach 0,8430 Sekunden wurde das Ergebnis angezeigt: Fleschindex = 63, was der Kategorie „einfach“ (Anleitungen, Rezepte) entspricht. Eine professionelle Überarbeitung ersetzt das Werkzeug natürlich nicht, aber vielleicht kommt der eine oder die andere nach der Textüberprüfung ja auf die gute Idee, seinen Text in Lektorenhände zu geben …

Twittersprache: Ich followe, du followst …

Seit wir twittern hat das schöne englische Wort „Follower“ Eingang in unseren Wortschatz gefunden. Als Substantiv bereitet der Begriff keine Probleme, wenn er im Deutschen verwendet wird: „XY ist mein neuer Follower“, „ich bin jetzt Follower von AZ“ – klingt aber ehrlich gesagt etwas umständlich. Wer sich einfacher ausdrücken will, verwendet daher das Verb „followen“. Das ist zwar weder im Duden noch im PONS-Online-Wörterbuch verzeichnet, dafür wird man im Szenesprachenwiki fündig. Demnach bedeutet „followen“:
Einträge auf dem Microblogging-Dienst Twitter regelmäßig verfolgen. „Followen“ ist dabei sehr nahe, wenngleich nicht gänzlich deckungsgleich mit „Lesen“. Das Followen ist ein zentrales Handlungsmuster beim Twittern (den Dienst Twitter nutzen).
Schön, jetzt können wir uns immerhin auf ein Wörterbuch berufen, in dem dieses Verb verzeichnet ist. Aber ein Problem stellt sich uns immer noch: Wie konjugiert man dieses Verb? „Ich followe“, „du followst“, „sie followt“? Klingt irgendwie doof … Bei der weiteren Recherche sind wir zwar auf keine sprachlich schöneren Alternativen gestoßen, dafür aber auf ein amüsantes Netzwörterbuch, dass unter anderem das Gegenteil von „followen“ verzeichnet, nämlich „ jmd. unfollowen":
Als unfreundlicher Akt angesehene Tätigkeit des Entfernens eines an Logorrhoe leidenden Zeitgenossen aus der eigenen Leseliste auf Twitter.

Gastronomie und Rechtschreibung

Ja, Lektoren, die sich über Rechtschreibfehler in Speisekarten lustig machen, sind Besserwisser. Aber diesen interessanten gastronomischen Gebrauchstext möchten wir der Öffentlichkeit doch nicht vorenthalten: Speisekarte

Füllwörter tilgen

„Doch“, „geradezu“, „also“ und Konsorten blähen Texte unnötig auf. Bei schreiblabor.com kann man die überflüssigen Füllsel mit einem Füllwörtertest ganz schnell tilgen lassen: Einfach eine Textpassage aus einem Textverarbeitungsprogramm in das Testfeld kopieren und die Füllwörterprüfung starten – die Blähwörter werden sofort angezeigt. Wir haben eine Passage aus einem kürzlich bearbeiteten Manuskript prüfen lassen. Hier das Ergebnis (die laut Test überflüssigen Wörter stehen in Klammern):
Manager benötigen Werkzeuge, um die Informationen zu erhalten, die sie brauchen. (Einige) dieser Instrumente existieren (schon) seit Langem, hatten (aber) (nur) (selten), wenn (überhaupt), den Zweck, eine Organisation zu managen. (Einige) werden überarbeitet, da sie in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr funktionieren.
Von den insgesamt 42 Wörtern hat der Test sieben als Füllwörter identifiziert. Aber auch wenn ich immer sehr für sprachliche Knappheit bin – richtig Sinn macht der Text jetzt nicht mehr … (Via Textguerilla)

Deutsch – wie oder was nun?

"Die Sprache der Bundesrepublik ist deutsch." So möchten es die schwarz-gelben Koalitionäre gerne ins Grundgesetz schreiben. Wer liest das eigentlich Korrektur? Kleiner Tipp:
deutsch/Deutsch: … Großgeschrieben wird das substantivierte Adjektiv, wenn es im Sinne von "deutsche Sprache" verwendet wird. © Duden, Die deutsche Rechtschreibung, 25. Auflage, Mannheim 2009
Oder um es noch deutlicher zu machen: "Deutsch" wird großgeschrieben, wenn man es mit "was" erfragen kann, und klein, wenn es durch "wie" erfragbar ist.

Rechtschreibtipps: Bindestrich ja oder nein?

In Werbetexten finden sich häufig Fehler beim Gebrauch des Bindestrichs. Oft wird mit ihm zu verschwenderisch umgegangen und er taucht an Stellen auf, an denen er überhaupt nicht nötig ist, zum Beispiel in Zusammensetzungen wie "Import-Formate". Der Bindestrich darf laut Duden zwar bei Zusammensetzungen gebraucht werden, die man eigentlich in einem Wort schreibt, wenn die einzelnen Bestandteile hervorgehoben werden sollen. Ein Beispiel hierfür ist die "Hoch-Zeit der Romantik". Hier soll der Bindestrich deutlich machen, dass es sich nicht um eine Eheschließung handelt, sondern um die Blütezeit der Romantik. Ebenso ist der Bindestrich zulässig bei Zusammensetzungen, die missverstanden werden könnten: So kann mit "Druckerzeugnis" sowohl ein "Druck-Erzeugnis" als auch ein "Drucker-Zeugnis" gemeint sein – der Bindestrich hilft, Missverständnisse auszuschließen. Im genannten Beispiel "Import-Formate" ist der Bindestrich jedoch schlicht und einfach überflüssig. Häufig fehlt der Bindestrich aber auch in Zusammensetzungen, besonders bei Komposita mit englischsprachigen Bestandteilen wie "Facility Management" oder "Cochrane Review Gruppe". Hierzu schreibt der Duden:
In der Regel werden fremde wie heimische Komposita zusammengeschrieben: Bulldozer, Teamwork, Worldcup, Folksong, Brainstorming.
Um eine Zusammensetzung übersichtlicher zu machen, darf aber ein Bindestrich gesetzt werden. Richtig wären also sowohl "Facilitymanagement" als auch "Facility-Management". Die Zusammensetzung "Cochrane-Review-Gruppe" erfordert auf jeden Fall einen Bindestrich. Entfallen darf der Bindestrich bei mehrgliedrigen fremdwörtlichen Ausdrücken, wenn der erste Teil des Kompositums ein Adjektiv oder Partizip ist und bei der Aussprache die Betonung auf dem ersten Glied liegt. Man darf also sowohl "Happy End" als auch "Happyend" schreiben.

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